Allein in den USA und Europa erleiden jährlich mehr als 1 Million Menschen einen Schlaganfall. Die Folgen sind Probleme beim eigenständigen Gehen sowie Beeinträchtigungen der kognitiven und emotionalen Leistungen. Drei Monate nach einem Schlaganfall sind 20% noch immer auf den Rollstuhl angewiesen und circa 70% laufen mit verminderter Geschwindigkeit und Belastbarkeit. Die Frage, ob robotergestütztes Training gegenüber konventionellen Therapien Vorteile hat, wurde in den vergangenen Jahren häufig diskutiert und thematisiert. Bis heute konnte sie nicht eindeutig beantwortet werden, da zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien zu diesem Thema in Abhängigkeit von Patientenpopulation und Studiendesign unterschiedliche Ergebnisse lieferten.
Für den neuen Cochrane Review, ein Update eines Reviews aus dem Jahr 2007, führten Jan Mehrholz und sein Team eine Metaanalyse mit dem höchstmöglichen klinischen Evidenzgrad durch. Mit dieser Studie konnten sie eindeutig nachweisen, dass Schlaganfallpatienten, die ein robotergestütztes Gangtraining in Verbindung mit Physiotherapie erhalten, mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit wieder selbstständig gehen lernen als Personen, die nur konventionelles Gangtraining erhalten. Dieses Ergebnis wurde bei allen Patienten beobachtet, am offensichtlichsten war es jedoch bei Patienten, die kurz nach der Verletzung (innerhalb der ersten drei Monate) behandelt wurden sowie denen, die zu Beginn ihrer Therapie nicht gehen konnten. Des Weiteren stellte sich heraus, dass die nicht gehfähige Patientengruppe durch das elektromechanisch unterstützte Gangtraining eine höhere Ganggeschwindigkeit erreichte.
Interpretiert man Mehrholz und Kollegen, so zeigen die Resultate, dass jede fünfte Abhängigkeit beim Gehen nach einem Schlaganfall durch die Anwendung von elektromechanisch gestützten Geräten verhindert werden könnte. Mit einer wachsenden Inzidenz von Schlaganfällen weltweit könnte mit Hilfe des robotergestützten Gangtrainings jedes Jahr eine grosse Zahl an zusätzlichen Patienten nach einem Hirnschlag wieder ein eigenständiges Leben führen. Das selbstständige Laufen gilt als eines der vorrangigen Ziele der Rehabilitation, da es die grösste Auswirkung auf die Patienten, ihr Umfeld und die sozioökonomischen Kosten hat.
Nichtsdestotrotz wird diese Thematik auch in den kommenden Jahren weiterhin im Fokus von Wissenschaftlern und Ärzten stehen. Im nächsten Schritt gilt es, die effizienteste Frequenz oder Dauer des Gangtrainings sowie Möglichkeiten einer erfolgreichen Integration in den klinischen Alltag zu ermitteln und neue Wege der Rehabilitation durch weiterführende Recherche und Forschung voranzutreiben.